Renaturierungsmaßnahmen

Renaturierung der Gilsa zwischen Jesberg und Reptich


Die Gemeinde Jesberg erhielt für die Umsetzung einer Renaturierungsmaßnahme an der Gilsa vom Land Hessen eine Förderung von 95 Prozent. Die restlichen Kosten teilt sich die Gemeinde mit dem Wasserverband Schwalm. Neben der ökologischen Verbesserung des Baches dient die im Sommer 2019 umgesetzte Maßnahme auch dem Hochwasserschutz: Durch das Anlegen von Verzweigungen im Gewässer, kann sich die Hochwasserwelle in den Mulden ausbreiten und die Spitze wird durch die Retentionswirkung gedämpft.

Die Aufweitung des Baches bringt eine Bereicherung für die Pflanzen – und Tierwelt. Durch die Reaktivierung der Eigendynamik des Gewässers werden wichtige Strukturen für Fische und Amphibien geschaffen. Durch das Entfernen des nährstoffreichen Oberbodens wird gleichzeitig der sich zunehmend ausbreitenden Herkulesstaude Einhalt geboten. Auf dem Rohboden werden sich schnell standorttypische Erlen und Weiden ausbreiten, die das Gewässer beschatten.

Planung und Bauleitung: Michael Kann, Borken
Bauausführung: Fa. Beisheim, Bebra

Renaturierung der Gilsa in der Gemarkung Jesberg

Die Gemeinde Jesberg hat seit Jahren mit Trockenperioden zu kämpfen, kleinere Bäche fallen zeitweise trocken. Ursächlich dafür sind die geogr. Lage und der geolog. Untergrund. Die Klimakrise verschärft dieses Problem. Diese hydrologischen Veränderungen haben negative Folgen für das Ökosystem Aue. Die Erwärmung des Gewässers oder das Austrocknen haben zur Folge, dass an diesen Lebensraum gebundene Arten nicht überleben können. Um das Gewässer Gilsa resilienter gegenüber den Folgen der Klimakrise zu machen und den Zielarten Groppe und Bachneunauge ein lebenswertes Habitat zu ermöglichen, wird ein Renaturierungsprojekt durchgeführt. Dabei wird ein integrativer Ansatz zwischen ökologischer Grünlandnutzung und Hochwasserrückhaltung gewählt. Für die Umsetzung wurde die Eigendynamik des Gewässers durch die Öffnung der Uferränder aktiviert. Verstärkt wurde dies durch den Einbau von Störsteinen und durch die Anlage von Nebenarmen. Die Anhebung der Sohle fördert ein frühes Ausufern. Zusätzlich werden im Gelände Vorlandwälle für die Rückhaltung von Hochwässern aufgeschüttet. Diese parallel an den Höhenlinien ca. 0,5 m hohen und flach auslaufende Wälle werden entgegen der Fließrichtung des Gewässers angelegt. Sie bewirken eine Verzögerung des Hochwasserabflusses und sind weiterhin landwirtschaftlich nutzbar. Bei höheren Wasserständen staut sich das Hochwasser vor den Wällen und wird ins Vorland geleitet. Erg.: Resilienz durch Grundwassereinspeisung und Minderung Hochwassergefahr.

Projektbeschreibung

Nichts ist so aktuell, wie die Frage nach dem richtigen Umgang mit den bestehenden Klimaveränderungen. Die Folgen des Klimawandels wie eine steigende Durchschnittstemperatur beeinflussen das Leben vieler heimischer Tier- und Pflanzenarten. Intensive Landnutzung und der fortschreitende Ausbau der Infrastruktur bewirken zudem einen Rückgang der natürlichen Artenvielfalt von Flora und Fauna. Resultierend aus dieser Erkenntnis hat die Gemeinde Jesberg beschlossen ihre gemeindeeigenen Flächen dem Natur- und Klimaschutz zur Verfügung zu stellen und ein Klimaschutzkonzept zu erarbeiten. Die Gemeinde Jesberg liegt zwischen Marburg und Kassel im Schwalm-Eder-Kreis (Hessen). Seit einigen Jahren hat die Gemeinde mit anhaltenden Trockenperioden zu kämpfen. Dies führte dazu, dass kleinere Bäche zeitweise trockenfallen. So mussten bereits mehrmals Wasserentnahmen aus oberirdischen Gewässern untersagt werden. Ursächlich für das Trockenfallen sind die geografische Lage im Regenschatten des Kellerwaldes, sowie die geologische Kluftformation des Rheinischen Schiefergebirges. Diese weist aufgrund der vielen geologischen Verwerfungen eine verminderte Wasserkapazität auf, wodurch sich einsickerndes Wasser weniger ins Grundwasser infiltriert. Hinzu kommen die globalen klimatischen Veränderungen durch die Klimakrise, die dazu führen, dass seit Anfang der 2000er die Häufigkeit der Trockenperioden zunehmen. Diese hydrologischen und klimatischen Veränderungen haben starke negative Folgen für das Ökosystem Fluss und Aue. Zum einen erwärmt sich das Gewässer stärker, besonders dann, wenn die angrenzende Aue nicht bewaldet oder nur ein schmaler Gehölzsaum vorhanden ist. Zum anderen fällt der Grundwasserspiegel ab. Durch diese Veränderungen im Ökosystem sind an diesen Lebensraum gebundene Arten gefährdet. Um dem entgegen zu wirken und die Resilienz des Gewässers gegenüber der Klimakrise zu erhöhen, wurde wird mit Mitteln aus dem Klimaplans Hessen ein Renaturierungsprojekt umgesetzt. Insbesondere gewässergebundenen Arten sollen ein lebenswertes Habitat erhalten. Dabei stand besonders im Fokus, den klimasensiblen Arten Groppe und Bachneunauge kühle Rückzugsorte zu schaffen. Zusätzlich soll die Durchgängigkeit des Gewässers zu gewährleistet werden, sodass eine Migration in unterschiedliche Gewässerteile in Zukunft möglich ist. Im Sommer 2021 entwickelte sich ein integrativer Ansatz, die Landnutzung und die Rückhaltung bzw. die Retention von Wasserabflüssen in Verbindung mit ökologischem Hochwasserschutz zu kombinieren. Das daraus resultierende Renaturierungsvorhaben wurde 2022/2023 an einem 550 m langem Gewässerabschnitt der Gilsa, einem Zufluss der Schwalm, umgesetzt. Für die Umsetzung dieser Ziele unter Berücksichtigung der Bedürfnisse unserer Zielarten wurde eine gewisse Eigendynamik des Gewässers durch die Öffnung der Uferränder gefördert, um in Zukunft einen naturnahen Zustand zu erreichen. Neben der Steigerung der Resilienz soll zusätzlich die Hochwassergefahr gemindert werden. Das Ziel der Maßnahmen ist eine natürliche Gewässerentwicklung zu initiieren und den Wasserrückhalt in der Aue zu fördern. Folgende Maßnahmen wurden durchgeführt: • Durch die Anlage von Nebenarmen und die Aufweitung des Gewässerbetts wird die Fließgeschwindigkeit reduziert. Somit wird die Tiefenerosion in eine Seitenerosion gekehrt. Dadurch wird der Hochwasserabfluss verzögert und die Hochwasserwelle gekappt. • Sohlanhebungen, um ein Ausufern zu begünstigen. • Das Schaffen von Inseln und der Eintrag von Störsteinen fördert die Strukturvielfalt im Gewässer, wodurch verschiedene Strömungsgeschwindigkeiten und Rückzugsorte entstehen. • Die Förderung der Auwaldentwicklung soll den Rückhalt des Wassers in der Fläche bewirken. Gleichzeitig wird der Rauigkeitswert der Landschaft erhöht und eine Abflussverzögerung erreicht. • Indem das Gewässer und die Aue wieder in funktionalem Kontakt stehen und die Aue wieder vermehrt Wasser aufnehmen kann, wird der natürliche Hochwasserschutz verbessert. Die Uferabbrüche und Uferabflachungen bewirken ein strukturreiches Gewässer. Die Gewässerstrukturen sind Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. • Neben der Renaturierung des Gewässers wurde auch der ökologische Hochwasserschutz bei der Maßnahmenumsetzung bedacht. Hier soll die Retention des Wassers auf der Auenfläche im Fokus stehen. Dafür wird sich der Vorlandwälle bedient, die parallel an den Höhenlinien etwa 0,5 m hohen und flach auslaufenden Wälle (Breite 10m–12m), werden entgegen der Fließrichtung des Gewässers angelegt werden. Diese 4-fach hintereinander gestaffelten Wälle bewirken eine Verzögerung des Hochwasserabflusses, da sich bei höheren Wasserständen das Hochwasser vor den Wällen staut und ins Vorland geleitet wird. Somit wird zusätzlicher Retentionsraum in der Aue aktiviert. Besonders bei HQ3 bis HQ5 werden die Vorlandwälle anspringen und die Hochwasserwelle kappen. Mit diesem Hochwasserschutzes kann eine extensive landwirtschaftliche Nutzung stattfinden.